Der Family Business Award ist ein Preis für nachhaltig geführte Familienunternehmen und wurde im Jahr 2012 von der AMAG ins Leben gerufen. Der Preis wird jährlich zu Ehren ihres Gründers und Patrons Walter Haefner an verantwortungsbewusste Unternehmen aus der Schweiz verliehen. Eine Fachjury wählt in einem mehrstufigen Jurierungsprozess das jeweilige Gewinnerunternehmen aus.

Die Wilhelm Schmidlin AG konnte sich in diesem Jahr durch ein starkes Teilnehmerfeld durchsetzen und über den Family Business Award 2019 freuen. Das 1947 gegründete Unternehmen produziert erfolgreich Badprodukte aus glasiertem Titanstahl und dies bis heute als einzige Firma in der Schweiz.

Das diesjährige Gewinnerunternehmen des Family Business Award ist die Wilhelm Schmidlin AG aus Oberarth im Kanton Schwyz.

Das diesjährige Gewinnerunternehmen des Family Business Award ist die Wilhelm Schmidlin AG aus Oberarth im Kanton Schwyz.

Nebst hohem Qualitätsanspruch, kontinuierlicher Innovationskraft und effektiven Produktionsabläufen, überzeugte das Unternehmen mit ihrer SchmidLEAN-Philosophie. Diese ist angelehnt an die Japanische Kaizen-Philosophie, bei der im Zentrum das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung und Optimierung von Produkten und Prozessen steht.

Die Geschäftsführer der Wilhelm Schmidlin AG, Beat Wullschleger (3.v.l.) und sein Bruder Urs Wullschleger (2.v.l.), bei der Preisübergabe des Family Business Award 2019 mit Martin Haefner, Verwaltungsratspräsident AMAG Group AG (4.v.l), und Morten Hannesbo, CEO AMAG Group AG (1.v.l.).

Die Geschäftsführer der Wilhelm Schmidlin AG, Beat Wullschleger (3.v.l.) und sein Bruder Urs Wullschleger (2.v.l.), bei der Preisübergabe des Family Business Award 2019 mit Martin Haefner, Verwaltungsratspräsident AMAG Group AG (4.v.l), und Morten Hannesbo, CEO AMAG Group AG (1.v.l.).

Beat Wullschleger, Geschäftsführer Wilhelm Schmidlin AG, erklärt: «Alle zwei Wochen organisieren wir interne Workshops, in denen Ideen und Vorschläge zu Produkt- und Prozessoptimierungen besprochen und umgesetzt werden. Dabei ist es wichtig, dass die Gruppen abteilungsübergreifend zusammengesetzt sind. Nur so erhalten wir eine Aussenperspektive, denn oftmals wir man nach einer gewissen Zeit auch etwas abteilungsblind.»

Ja, richtig gelesen: alle zwei Wochen trifft sich die gesamte Belegschaft zu einem gemeinsamen Austausch. Das Alltagsgeschäft läuft im Hintergrund aber dennoch reibungslos weiter. Beat Wullschleger erläutert: «Selbstverständlich sind wir für unsere Kunden, Lieferanten oder Partner auch an diesen Tagen erreichbar. Bei Abteilungen, die nicht komplett stillstehen können, wechseln sich die Mitarbeitenden in den Workshops ab. Zudem planen wir so vorausschauend, dass auch die Produktion einen Tag stillstehen kann. Dies ist nur dank dieser Philosophie möglich, denn dadurch konnten wir unsere Produktionseffizienz soweit steigern, dass dieser Produktionsstopp auch ohne Einbussen möglich ist.»

Mit Schatzkarten zum Erfolg

Doch nicht nur während der Workshops haben die Mitarbeitenden der Wilhelm Schmidlin AG die Möglichkeit, ihre Optimierungsideen einzubringen. Mit sogenannten Schatzkarten können Mitarbeitende ihre Ideen zur Prozess- oder Produktoptimierung tagtäglich anonym in einer Schatztruhe abgeben. Diese werden anschliessend von einer kleinen Expertengruppe auf Umsetzbarkeit und Effizienz geprüft. Besonders erfreulich: ungefähr 70 Prozent aller Ideen konnten bis heute schon umgesetzt werden.

Die SchmidLEAN Schatzkartenwand mit passender Schatztruhe.

Die SchmidLEAN Schatzkartenwand mit passender Schatztruhe.

Seit 2011 gehört das SchmidLEAN-Konzept zur Firmenphilosophie. Und obwohl die Verbesserung unterschiedlicher Geschäftsprozesse dabei einen grossen Stellenwert einnimmt, ist es nicht der einzige Grund, weshalb die Kaizen-Philosophie so erfolgreich ist. «Sondern auch die Tatsache, dass unsere Mitarbeitenden das Unternehmen mitgestalten können, wirkt sich positiv auf die gesamte Unternehmensentwicklung und -atmosphäre aus», erzählt Beat Wullschleger und meint weiter: «Es ist besonders wichtig, dass alle Mitarbeitenden in diesem Prozess involviert sind. Es reicht nicht aus, wenn die Geschäftsleitung etwas vorgibt und es selbst gar nicht vorlebt.»

Im ersten Jahr kamen rund 600 Schatzkarten bei einer Belegschaft von über 80 Personen zusammen. Ende 2019 werden es bereits 2’200 Karten sein. Diese Entwicklung ist aber nicht selbstverständlich. «Zu Beginn war es für das Team eine grosse Umstellung. Es gab einige, die ihr Wissen nicht weitergeben wollten und bei diesen dauerte es eine Weile, bis sie mitmachten und sich mit anderen austauschten. Für die gesamte Implementation müssen darum mindestens zwei Jahre eingeplant werden. Zudem braucht es Durchhaltevermögen und Geduld», betont Beat Wullschleger.

Geduld zahlt sich aus

Die SchmidLEAN-Philosophie wurde bewusst ohne monetäre Anreize integriert. Doch da das Gewinnerunternehmen des Family Business Awards jeweils ein aktuelles Fahrzeug erhält, wurde dies spontan in das Konzept integriert. «Der jeweilige Mitarbeitende, welcher die beste Wochenschatzkarte eingereicht hat, erhält das Fahrzeug für eine Woche», verrät Beat Wullschleger.

In dieser Woche ist dies Asmir Mavric, Abteilungsleiter Rohfabrikation, der mit dem Audi Q5 55 TFIS e quattro unterwegs ist.

Beat Wullschleger, Geschäftsführer Wilhelm Schmidlin AG (links), zusammen mit Asmir Mavric, Abteilungsleiter Rohfabrikation (rechts), vor dem Audi Q5 55 TFSI e quattro.

Beat Wullschleger, Geschäftsführer Wilhelm Schmidlin AG (links), zusammen mit Asmir Mavric, Abteilungsleiter Rohfabrikation (rechts), vor dem Audi Q5 55 TFSI e quattro.

Für Beat Wullschleger ist etwas besonders wichtig: «Wir wollen nicht günstiger und dadurch mit weniger Mitarbeitenden produzieren. Wir wollen schneller produzieren und damit kürzere Lieferfristen erreichen, was uns insbesondere bei Massfertigungen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringt. Und es macht grossen Spass, dies zusammen mit dem gesamten Team zu erreichen.»

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