Meine heutige Etappe der Grand Tour of Switzerland startet im malerischen Appenzell. Es ist ein traditionelles kleines Städtchen mit rund 7000 Einwohnern, alles also sehr überschaubar. Man fühlt sich beim Flanieren durch die kleinen Gässchen wie in eine andere Zeit entführt. Vor der Besichtigung sollte man sich allerdings einen Parkplatz suchen, da die Innenstadt autofrei ist. Die Parkplatzsuche gestaltet sich an einem heissen Sonntag erstaunlich einfach. Der Kern Appenzells ist dann in der Tat wie aus dem Bilderbuch, kleine Strassen, aufwändig bemalte Häuser, viel Kunsthandwerk und kleine Restaurants und Cafés, die zum Verweilen einladen. Der Besuch Appenzells ist auf jeden Fall zu empfehlen.

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Von Appenzell aus führt mich die Tour weiter bis nach Jakobsbad. Von der Talstation aus kann man mit der Gondel auf den Kronberg, der dem bekannteren Alpstein vorgelagert ist, hinauf fahren. Die Gegend lädt zum Wandern ein und ist gerade für Familien bestens geeignet. Weiter geht’s nach Schwägalp, von da kann man entweder eine anspruchsvolle Bergtour auf den 2502 Meter hohen Säntis machen oder mit der Schwebebahn auf den Gipfel gelangen. Das Panoramarestaurant bietet bei schönem Wetter eine tolle Aussicht auf die Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. An diesem heissen Tag suchen offensichtlich viele Personen die Abkühlung in luftiger Höhe und es macht sich bemerkbar, dass die Säntisbahn zu den am besten frequentierten Bergbahnen der Schweiz gehört.

Eine zum Teil sehr kurvenreiche Strecke führt über schmale, ja fast enge Strassen weiter bis in die Region Werdenberg, an der Ostgrenze der Schweiz. Der ganze Teil der Route bis hierher ist extrem beeindruckend, wie aus dem Nichts tauchen in der hügeligen Landschaft schroffe Felsformationen auf und man wähnt sich plötzlich mitten im Hochgebirge. Es macht in der Tat grossen Spass, diese Tour zu fahren.

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Durch das St. Galler Rheintal geht es weiter bis ins Fürstentum Liechtenstein. Bevor allerdings die Landesgrenze erreicht ist, nutze ich die Zeit für ein wahrlich erfrischendes Bad im kühlen Rhein, da es mittlerweile aufgrund der starken Sonneneinstrahlung trotz Klimaanlage ziemlich warm geworden ist. Auch wenn die Pause von kurzer Dauer war, so hat das Bad doch sehr gut getan und ich mache mich erfrischt auf den Weg ins „Ländle“. Das Fürstentum Liechtenstein ist mit einer Grösse von lediglich 160 Quadratkilometern einer der kleinsten Staaten Europas. In Vaduz ist der Besuch des Schlosses und Sitz des Landesfürsten auf dem Hügel oberhalb des Ortes empfehlenswert. Die kühlenden alten Mauern des im 16. und 17. Jahrhundert ausgebauten Schlosses eignen sich auch bestens für einen Besuch an einem heissen Julitag.

Von Vaduz aus führt die Strecke über Triesen und Balzers fast unbemerkt wieder über die Landesgrenze zurück in die Schweiz. Die Gegend wird wieder hügeliger und die Strasse schmaler. Auch hier gibt es eine tolle Aussicht zu geniessen, bevor mich der Weg hindurch durch idyllische Rebberge auf einem schmalen Strässchen bis nach Maienfeld führt. Das kleine Städtchen Maienfeld mit seinen nur 2700 Einwohnern erlangte vor allem wegen Johanna Spyris Geschichte von Heidi weltbekannte Berühmtheit. Wie aber bereits die Fahrt durch die Rebberge erahnen lässt, befinde ich mich hier auch in einem bekannten Weinbaugebiet, welches im Herbst einen feinen Blauburgunder hervorbringen soll. In der Region um Maienfeld bis nach Bad Ragaz kann man einiges erleben. Das Freizeitangebot reicht von wandern über Golf bis hin zu Wellness und lässt sich je nach Gusto beliebig erweitern. Die Tamina Therme in Bad Ragaz kann ich wärmstens empfehlen, obwohl ich mir einen Besuch trotz des grossen Aussenbeckens eher bei schlechterem Wetter vorstellen kann. Ebenso ist die Tamina-Schlucht ein beliebtes Ausflugsziel, welches auch sehr gut an einem heissen Sommertag besichtigt werden kann.

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Nachdem ich Maienfeld hinter mir gelassen habe, geht es zuerst einmal bei Schiers zum einzigen Weltmonument der Schweiz, der vom Stahlbetonpionier Robert Maillart erbauten und bereits im Jahr 1930 fertiggestellten Salginatobelbrücke. Sie verbindet die beiden Gemeinden Schiers und Schuders und ist eine der wichtigsten Stahlbetonbrücken weltweit. Ein Besuch des imposanten Bauwerks lohnt sich auf jeden Fall und auch wenn die Aussichtsplattform aktuell gesperrt ist, gibt es mehr als genug zu sehen und zu bestaunen.

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Danach geht es weiter durch das schöne Prättigau über den Wolfgangpass bis nach Davos. Das gute Wetter lockt neben einer grossen Anzahl an Reisebussen und sonstigen Fahrzeugen auch viele Velo- und Motorradfahrer auf die Strasse, auch sie suchen etwas Abkühlung in etwas höher gelegenen Gefilden. Davos, die höchstgelegene Stadt Europas, kenne ich vorwiegend aus dem Winter, es gibt aber auch im Sommer ein grosses Angebot an Aktivitäten wie wandern, biken, einen Besuch im Kirchner Museum, Outdoor-Eislaufen (ja auch im Sommer!) und schwimmen, die Liste liesse sich beliebig fortführen. Ich nutze das umfangreiche Freizeitangebot jedoch nicht, sondern begebe mich am Davoser See vorbei auf die Flüelapassstrasse, die sich serpentinenartig durch das naturbelassene Flüelatal bis hinauf auf die 2383 m ü. M. gelegene Passhöhe hinauf windet. Die Landschaft wirkt zerklüftet und mehr als beeindruckend.

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Vorbei an Radfahrern und überholt von diversen Motorrädern, fahre ich die Passstrasse auf der anderen Seite wieder hinunter und bewundere die faszinierende Landschaft, bis ich den Pass in Susch im Unterengadin hinter mir gelassen habe. Auch im Unterengadin gibt es wieder einiges zu bestaunen. Ich empfehle einen Abstecher nach Scuol oder in das Dorf des „Schellen-Ursli“ Guarda. Beide Dörfer sind wunderschön anzuschauen und zeichnen sich durch die spezielle Engadiner Baukultur aus. Jedoch fahre ich von Susch aus nach Zernez, dem Tor zum Schweizer Nationalpark, da ich auch auf der heutigen Tour eine von Schweiz Tourismus empfohlenen Traumstrecken der Grand Tour of Switzerland von Zernez nach Silvaplana befahren möchte. Die Traumstrecke führt am Inn entlang und auch, wenn am Tage meiner Tour diverse Baustellen die Idylle stören, so bietet die Strecke Abwechslung und eine tolle Fahrt durch das Engadin.

Das Engadin hat neben der Schönheit der Natur auch für den Genussmenschen einiges zu bieten und da sich bei mir der Hunger meldet, nutze ich die Gelegenheit für eine Pause im direkt an meiner Route gelegenen Restaurant In Lain in Brail, welches an diesem Nachmittag ein Barbecue anbietet. Eine sehr gute Wahl, muss ich im Nachhinein sagen und wenn ich nicht noch etwas vorgehabt hätte, wäre ich dort einfach geblieben und hätte den Rest des Nachmittags auf einem Liegestuhl im traumhaften Hotelgarten mit Naturbadeteich verbracht. Nach dem Essen mache ich mich wieder auf den Weg und folge weiter der wunderbaren Strecke, bis ich im 1856 m ü. M. gelegenen St. Moritz ankomme. Über St. Moritz muss eigentlich nicht viel gesagt werden, es ist grossartig am resp. über dem See gelegen und bietet Kultur, Natur und ein exklusives Ambiente. Nachdem ich St. Moritz hinter mir gelassen habe, ist der Silvaplanersee mit dem berühmten Malojawind bald erreicht. Den Wind nutzen am heutigen Tage einige Kitesurfer, denen zuzuschauen grossen Spass macht. Nach einem kurzen Abstecher zum Silsersee und ins idyllische Sils Maria wage ich mich bei den inzwischen auch in der Höhe sehr hohen Aussentemperaturen in den mehr als erfrischenden Silvaplanersee. Hier findet man noch idyllische und fast einsame Plätzchen am See und kann den Tag ruhig und gemütlich ausklingen lassen. Wer möchte, kann über den Malojapass vom Engadin ins Bergell fahren, ich hingegen begebe mich wieder ein kleines Stück zurück Richtung St. Moritz und trete über den Julierpass die Heimreise nach dieser fabelhaften Etappe der Grand Tour of Switzerland an.

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