Seit dem 1. September 2021 verantwortet Anja Bates als Chief Human Resources Officer den gesamten HR-Bereich der AMAG. Mit uns hat sie über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Frauen in der Automobilbranche gesprochen.

Anja, wie wichtig ist dir das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Sehr wichtig. Nach der Geburt meiner Kinder habe ich mir immer sechs Monate Auszeit gegönnt, da konnte ich wirklich von der Arbeit abschalten und mich auf die Familie fokussieren. 

Damals arbeitete ich in der Unternehmensberatung, ich konnte auch nach meiner Rückkehr meine Tage sehr gut planen. Ich arbeitete lange Zeit 60 Prozent. Die drei Arbeitstage arbeitete ich intensiv, war auch viel unterwegs, um dann die vier Tage mit meiner Familie geniessen zu können. Seit die Kinder grösser sind, arbeite ich wieder 100 Prozent. Ich sehe die Herausforderung, die man als Frau mit den Mehrfachbelastungen hat: Man ist Mutter, Partnerin, Angestellte, Freundin und noch mehr. Bei der AMAG haben wir in Bezug auf Teilzeitangebote für Männer und Frauen sicherlich noch Potenzial nach oben.

Die Automobilbranche gilt ja als eher männerlastig…
Ja, und das finde ich merkwürdig… Alle jungen Frauen lernen doch heutzutage Auto fahren und kaufen sich ein Auto, wieso soll also eine Frau mir kein Auto verkaufen oder es für mich reparieren können? Ich bin der Meinung, dass wir unsere Kundinnen und Kunden spiegeln sollten und eine Frau die Bedürfnisse der Frauen vermutlich noch ein Tick besser versteht. Bei der AMAG sind wir sehr offen für Bewerbungen von Frauen und dies in allen Bereichen, also genau auch in der Werkstatt oder dem Lager.

Anja Bates will mehr Teilzeit einführen.

Was hältst du von einer Frauenquote?
Mir gefällt es besser, wenn wir uns ambitionierte Ziele setzen anstelle einer fixen Quote. Der aktuelle Stand in den AMAG Bereichen ist so unterschiedlich, z.B. bezüglich der Anzahl weiblicher Lernender oder Frauen im Kader, dass es aus meiner Sicht zielführender ist, sich pro Bereich auf Diversity-Ziele zu einigen, den Fortschritt regelmässig prüft und in allen HR-Prozessen darauf achtet, dass alle Mitarbeitende die gleichen Chancen haben. Wir haben aber auch ohne Quote schon einige tolle Frauen in wichtigen Positionen in der AMAG. Grundsätzlich ist Diversität für die AMAG ein wichtiges Thema. Das bezieht sich nicht nur auf das Geschlecht. Bei uns arbeiten schweizweit Menschen aus rund 75 Nationen. Ausserdem bauen wir auch auf Erfahrung: Bei uns erhalten auch Bewerberinnen und Bewerber über 50 eine Chance.

Was zeichnet für dich eine moderne Führungskraft aus?
Ein modernes Führungsverständnis ist für mich kollaborativ, integrativ und nicht hierarchisch. Die Führungskraft hat zwar die finale Entscheidungskompetenz, viele Entscheide sind aber zu komplex, um sie allein zu fällen.

Frau in der Werkstatt

Eine Führungskraft muss heute aus meiner Sicht nicht mehr alles wissen, sie hat dafür Fachspezialistinnen und -spezialisten in ihrem Team. Sie sollte aber Interesse an ihren Mitarbeitenden und deren Themen zeigen sowie die Fähigkeit haben, ihre Mitarbeitenden zu challengen, zu coachen und weiterzuentwickeln. Fachwissen steht nicht mehr allein im Zentrum, Teamfähigkeit, Empathie, Begeisterungsfähigkeit und vernetztes Denken werden immer wichtiger. Führung über Status, fehlende Augenhöhe oder ungenügende Vertrauenskultur führen häufig zu unzufriedenen Mitarbeitenden, gerade bei den jüngeren Generationen. In der AMAG haben wir dafür vielerorts bereits eine sehr gute Basis.

Wieso sollte man bei der AMAG arbeiten wollen?
Oh, da gibt es sehr viele Gründe! Wir haben eine tolle Produktpalette, bringen zukunftsweisende Dienstleistungen auf den Markt und haben ein sehr emotionales Produkt. Ausserdem haben wir keineswegs nur Jobs in der Werkstatt: Wir sind ein grosses, spannendes Unternehmen mit einer thematischen und beruflichen Vielfalt – es bieten sich unzählige Entwicklungsmöglichkeiten. Wir sind im Auto-Import sowie im Autoverkauf und -reparatur tätig, aber auch in der Logistik, im Innovation & Venture LAB und im Leasing. Zudem bieten wir Jobs im Finanz- und Informatikbereich, der Autovermietung, dem Business Development, Marketing, HR, Beschaffung, Legal und Compliance und vielem mehr an.  

Auch in der Digitalisierung machen wir vorwärts, unser Geschäft wird immer digitaler. Hier bieten wir kreativen Köpfen aus dem Business Development oder IT eine Spielwiese, auf der sie ihre Ideen und neue Geschäftsmodelle entwickeln können. Nicht zuletzt ist uns das Talent Management sehr wichtig! Wir investieren viel Zeit darin, Talente zu erkennen und zu fördern.

Zudem nehmen wir die Nachhaltigkeit ernst und bieten unseren Mitarbeitenden viele fantastische Benefits. Beispielsweise hat man bei uns die Möglichkeit (Elektro)Autos vergünstigt zu beziehen oder wir beteiligen uns an einer Ladesäule für Zuhause. Des Weiteren sind wir ein Schweizer Traditionsunternehmen mit einem Inhaber, der an uns glaubt. Die Stabilität und Sicherheit der AMAG als Arbeitgeberin wurde in der internen Mitarbeitendenumfrage und auch in externen Umfragen sehr hoch bewertet.

Welche Auswirkungen hat der Wandel in der Automobilbranche die Rekrutierung?
Wir müssen attraktiv sein für bestehende und neue Jobprofile. Mit der E-Mobilität, der Digitalisierung und dem Fokus auf Nachhaltigkeit müssen wir auch neue Zielgruppen ansprechen, die sich für neue Technologien, IT, Daten und den Aufbau von neuen Geschäftsmodellen interessieren. Hier konkurrieren wir mit ganz anderen Unternehmen, zum Beispiel aus dem Dienstleistungs- und IT-Bereich.

Und natürlich müssen wir auch für zukünftige Lernende attraktiv sein, da wir als einer der grössten Schweizer Ausbildungsbetriebe jährlich Lehrstellen in unterschiedlichsten Berufen zu besetzen haben. Auch hier wollen wir zukünftig vermehrt weibliche Lernende für Automobilberufe ansprechen.  Mit unseren rund 740 Lernenden sind wir eine der grössten Ausbildungsstätten in der Schweiz, 12 Prozent unserer Belegschaft sind Lernende. Das ist ein hohes Gut, das wir beibehalten wollen.

Welches ist die Rolle von HR bei der AMAG?

HR ist für mich ein «Enabler» (dt.: Möglichmacher) von Transformation. Wir müssen mit unseren Kräften den Wandel in der Automobilbranche unterstützen und den Mitarbeitenden den Nährboden bieten, um sich weiterentwickeln zu können. Sei dies mit internen oder externen Weiterbildungen, Mentorings, aktivem Talent Management oder Job-Rotationen.

Zudem haben wir ganz neue Herausforderungen: Unternehmenskultur wird immer wichtiger, Generationen prallen aufeinander, neue Technologien kommen zum Einsatz. Die AMAG hat bereits eine tolle Kultur, wir sind vom Lernenden bis zum CEO per Du. Zudem sind wir offen für Ideen und Inputs aus allen Bereichen. Es ist uns wichtig, unsere Mitarbeitenden einzubeziehen in unsere Unternehmensstrategie und in unsere Vision, die führende Anbieterin von nachhaltiger individueller Mobilität zu werden. Eine weitere Herausforderung ist der Arbeitsmarkt: Er wird generell immer trockener, das heisst, es wird immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Das HR muss die Leute also für die AMAG begeistern können.

Wie sieht dein Ausgleich zum Job aus?
Ich gehe im Sommer sehr gerne Wingfoilen oder Windsurfen. Ich wohne in Einsiedeln am Sihlsee. Dort gibt es an einem Ende des Sees thermische Winde, die sich bei gutem Wetter ideal eignen. Ansonsten mache ich gerne Mountainbike-Touren mit meinem Mann und Freunden. Da sind wir fast jedes Wochenende unterwegs. Im Winter gehen wir mit der ganzen Familie Snowboarden. Im Urlaub muss ich immer aktiv sein, ich sitze selten auf dem Sofa, schaue auch kein Fernsehen. Den Familien-Netflix-Account nutzen alle anderen in meiner Familie. Ich bin gerne auf Instagram und YouTube unterwegs.

Anja Bates Wingfoil

Tipps zur Stressbewältigung

Anja ist diplomierte Expertin für Stressbewältigung. Das sind ihre Ratschläge, wenn man sich gestresst fühlt.

  • Herausfinden, woher der Stress kommt und welche Faktoren man selbst beeinflussen kann.
  • Für Faktoren, die man selbst nicht beeinflussen kann: keine Energie verschwenden! Damit leben oder sie aus dem eigenen Leben entfernen.
  • Für die Faktoren, die man selbst beeinflussen kann: Eine Lösung suchen! Was kann ich selbst tun, damit ich weniger gestresst bin?
  • Oft hilft es, sich hier von dem Druck zu lösen, den man sich selbst macht. Wer sagt denn, dass man dreimal die Woche Sport machen oder zweimal die Woche das Haus putzen muss? Man sollte wissen, was einem gut tut und ein guter Ausgleich ist und Zeit dafür einplanen.
  • Bevor es zu spät ist: Stärke und den Mut haben, Hilfe zu holen.

Ratschläge für betroffene Mitarbeitende und deren Vorgesetze

Anja hat die Erfahrung gemacht, dass bei vielen Personen, die Burn-out-gefährdet sind, die Ursache nicht nur eine Belastung im Job ist. Bei den allermeisten kommt eine Doppel- oder Mehrfachbelastung durch private Umstände hinzu. Was sind ihre Ratschläge für betroffene Mitarbeitende und deren Vorgesetze?

  • Mitarbeitende sollen bei Vorgesetzten ansprechen, wenn sie sich gestresst fühlen.
  • Vorgesetzte sollen im Gegenzug wachsam sein, ob sie bei ihren Mitarbeitenden Veränderungen wahrnehmen und diese ebenfalls mutig ansprechen.
  • Vorgesetzte und HR-Ansprechpersonen können Unterstützung anbieten, das Problem für den Mitarbeitenden lösen, können sie aber nicht. Den Weg muss der Mitarbeitende selbst gehen.

Willst du die AMAG kennenlernen? Bewirb dich bei uns!

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